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Sommerinterview: Landwerke Eifel bieten Post-EEG-Anlagen eine Perspektive

26. August 2019

Interview Energate vom 22.08.2019 bei der KNE in Niederprüm

 

Die Interviewpartner (v.l.n.r.): Monika Hau, Arndt Müller und Helfried Welsch. Nicht im Bild ist Landwerke-Geschäftsführer Wolfgang Reiland. (Foto: KNE)

 

Prüm (energate) – Das noch junge Unternehmen Landwerke Eifel möchte Post-EEG-Anlagen mithilfe der Sektorkopplung eine zweite Chance geben. Zudem hat das Unternehmen den Strombedarf seiner Wasserversorgung deutlich reduziert und will bald sogar Energie aus dem Wasser gewinnen. Auch ein eigener Regionalstromtarif steht auf der Agenda des Versorgers. Das erfuhr energate im Gespräch mit dem Vorstand der Kommunalen Netze Eifel, die das operative Geschäft für die Landwerke Eifel übernehmen: Arndt Müller und Monika Hau, die beide auch dem Vorstand der Landwerke angehören, sowie Helfried Welsch.

In einem ersten Schritt auf dem Weg zur Post-EEG-Zeit haben die Landwerke Eifel sieben Biogasanlagen durch eine neue, 40 Kilometer lange Biogas-Leitung miteinander verbunden. Lediglich 500 Meter fehlen derzeit noch zur Fertigstellung, sagte Welsch. Bisher wandelten die Landwirte das Biogas vollständig in Strom um. Mit dem Auslaufen der EEG-Vergütung wird dies  unwirtschaftlich. Deshalb entwickelten die Landwerke Eifel ein neues Geschäftsmodell. Sie kaufen den Landwirten das Biogas ab und leiten es zu einer Methanisierungsanlage, die bis Ende des Jahres fertig gestellt wird. Das aufbereitete Biogas gelangt in das allgemeine Erdgasnetz. Das Modell solle auf weitere Bestandsanlagen ausgedehnt werden. Allerdings sei nicht jede Anlage aus technischer und wirtschaftlicher Sicht geeignet. „Uns ist wichtig, dass sich jedes unserer Projekte einzeln wirtschaftlich rechnet“, betonte Hau. Insgesamt kostet die 40 Kilometer lange Biogasleitung 5,4 Mio. Euro (energate berichtete), das Gesamtprojekt beziffert das Unternehmen auf 11 Mio. Euro, inklusive der Methanisierungsanlage.

Auch für Fotovoltaik- und Windkraftanlagen, die aus dem EEG fallen, planen die Landwerke Eifel eine Folgenutzung. Die Idee ist, eine Power-to-Gas-Anlage zu bauen. Der dort mittels Strom aus den Post-EEG-Anlagen gewonnene Wasserstoff könne dazu genutzt werden, um das in der Methanisierungsanlage anfallende CO2 zu Methan veredeln, was dann ebenfalls in das Erdgasnetz eingespeist wird. Diese Option werde zurzeit untersucht.
Stromverbrauch der Wasserversorgung wird optimiert

Die Eifelgemeinden haben sich ursprünglich 2017 zu den Landwerken Eifel zusammengeschlossen, um ihr Wassernetz zu optimieren. Dabei stellten sie fest, dass die einzelnen Wasserverbände jeweils Wasser in höhergelegene, nördliche Gebiete pumpten und so viel Strom verbrauchten. Durch die Verknüpfung ihrer Wassernetze und einem langfristigen Liefervertrag mit der in Nordrhein-Westfalen gelegenen Oleftalsperre kann der Wasserverbund jährlich eine Mio. kWh Strom einsparen. „Wir beziehen zwar nur fünf Prozent unseres Wasserbedarfs aus der Oleftalsperre“, führte Müller aus. Da diese Menge jedoch an einem weit oben liegenden Punkt zur Verfügung gestellt würde, werde die Fließrichtung umgedreht. Das Wasser verlaufe somit kaskadenartig von oben nach unten. Um die dadurch entstehende Lageenergie zu nutzen, wollen die Landwerke bis 2023 Stromturbinen in das Wassernetz einbauen. Diese sollen etwa 500.000 kWh pro Jahr erzeugen. Darüber hinaus installieren sie auf den Gebäuden der Wasserwirtschaft Fotovoltaikanlagen zur Eigennutzung und optimieren die Fahrweise der Trinkwasserhochbehälter.
Regionalstromtarif bis Ende des Jahres geplant

Der kommunale Versorger will überdies in das Vertriebsgeschäft einsteigen. Ab Ende des Jahres werden die Landwerke Eifel unter dem Produktnamen „Landstrom Eifel“ auch Strom verkaufen, kündigte Müller an. „Wir wollen nur grünen Strom aus der Region verkaufen“, so Müller. Dafür werde sein Unternehmen Regionalstromnachweise nutzen. Auch die Stadtwerke Trier, bei denen Müller ebenfalls als Vorstand tätig ist, werden ein solches Produkte einführen. Dafür sei bereits jetzt eine erste Fotovoltaikanlage eingebunden.
Glasfaser als neues Geschäftsfeld

Ein weiteres Geschäftsfeld sieht das Unternehmen im Bereich Glasfaser. Bei der neuen Biogasleitung im Rahmen der „Verbundtrasse Westeifel“ verlegten die Landwerke Eifel neben Wasserleitungen auch gleichzeitig Leerrohre für Glasfaser. Sie arbeiten hierbei mit dem bundesweit tätigen Breitbandanbieter Gasline zusammen. Dieser zieht in die Leerrohre Glasfaserkabel ein, die auch von den Landwerken Eifel benutzt werden, etwa zur Anbindung der Biomasseanlagen. Gasline vermarktet Glasfaseranschlüsse an große Kunden. Die Anbindung kleinerer Kunden übernehmen die Landwerke.

Die 2017 gegründeten Landwerke Eifel mit Sitz in Prüm (Rheinland-Pfalz) sind im Besitz des Eifelkreises Bitburg-Prüm, fünf kommunaler Verbandsgemeinschaften sowie der Städte Trier (über die Stadtwerke) und Bitburg (energate berichtete). Das operative Geschäft übernehmen die Kommunalen Netze Eifel. Das Versorgungsgebiet umfasst mit 2.000 Quadratkilometern ein Zehntel der Landesfläche von Rheinland-Pfalz, hier leben aber nur rund 245.000 Einwohner. /sd

Stefanie Dierks